Hundegeschichten

Die Schöpfungsgeschichte der Kato-Indianer (Kalifornien)

Der Gott Nagaicho errichtete an allen vier Ecken des Himmes Pfeiler, um das Sternenzelt oben zu halten und um die Erde darunter setzen zu können. Nachdem er das Land gemacht hatte fing Nagaicho an, darauf herzumzugehen, um sich diese neue Welt näher anzuschauen. Während er so durch die neue Welt ging, erschuf er die Dinge - mit Schleifspuren seiner Schritte brachte er die Flusstäler hervor, er veränderte Ebenen zu Bergen und gestaltete die Erde; dann kreierte er die Geschöpfe, um überall die leeren Zwischenräume zu füllen - für die Luft die Vögel und den Adler, der majestetisch seine Schwingen erhebt, im Wasser die Fische und auf dem Land die Tiere, wie den Bison - das heilige Tier - der Wohlstand und Sicherheit bedeutet und er erschuf den Menschen, damit viele diese Herrlichkeiten sehen und damit leben können.... er erschuf die Sonne, den Mond und die vielen Sterne, die Pflanzen, die Tiere - kurz alles, was notwendig war, um die Erde zum Leben zu erwecken - all dies schuf Nagaicho.


Doch was ist mit den Hunden - vergass er sie zu erschaffen?
Nein! Nagaicho erschuf die Hunde nicht! Von Anbeginn, als er auf der Erde herumlief, da wurde er begleitet von einem Hund ....
Nagaicho erschuf keine Hunde.... er hatte einen!!
Gott schuf die Welt und überliess sie den Menschen - aber seinen Hund nahm er mit.


Hunde - Der die wahre Freundschaft lehrt

Als Mutter Erde das jüngste Kind von ihr und Vater Sonne gebar, kamen alle älteren Kinder ans Kindbett, um ihr neues Geschwisterchen zu begrüssen und zu bewundern. "Es heisst Mensch", flüsterte die Mutter Erde ihren Kindern zu. "Es wird einst ein Paradies für uns alle dasein, doch bis dahin wird es noch viel lernen müssen und es wird uns allen viele Veränderungen bescheren. Damit es wachsen kann, braucht es unsere und auch eure Hilfe."
Die Kinder der Erde waren ganz hingerissen von diesem neuen Wesen und alle, die sie hier versammelt waren, boten dem Kind feierlich ihre ganz besonderen Kräfte an und stellten sich als Lehrer und Vorbilder zur Verfügung. Der Fels sprach: "Ich werde dem Kind Halt und Boden geben, es soll auf mir leben und in mir Schutz und Wohnung finden. Ich werde es nach und nach ins Geheimnis der Struktur und Form einweihen und es lehren, stabil und standhaft zu werden." Der Baum sprach: "Ich werde es lehren, die Schöpfungskraft der Erde und des Himmels zu vereinen und werde ihm mit meinem Holz und meinen Früchten zum leiblichen und seelischen Wohl dienen." Der Büffel sprach: "Ich werde es mit meinem Körper ernähren und ihm Kraft und Wärme spenden, damit es wachsen und gedeihen kann.". Der Adler öffnete seine mächtigen Flügel und sprach: "Ich werde seinen Blick weit nach oben ins Licht tragen, damit es Vater Sonne ins Angesicht schauen kann und sich zu seinem Ebenbild entwickelt." So kam ein Lebewesen nach dem andern und sie alle botem dem Kind ihre Hilfe und ihr Wissen an, denn sie alle liebten es. Ganz am Schluss kam der alte Wolf. Er blickte das noch kleine Geschöpf lange an uns sprach: "Ich werde ihm ein Führer sein, werde ihm zeigen, wie es sich im Leben behaupten muss und wie es einem Schicksalsplan weise folgen kann. Doch meine Lehre wird es erst in vielen Daseinsjahren annehmen können, bis dahin braucht es einen Freund, der ihm hilft, der es tröstet, der es schützt und ihm die Liebe zu sich selber lehrt." Damit dreht er sich um und schaute lange stumm in sein Rudel. Er befahl einen verspielten, lebhaften jungen Wolf zu sich und sprach: "Du mein jüngster Sohn wirst die Aufgabe erhalten, diesem jüngsten Kind unserer grossen Mutter Erde als treuer Freund zur Seite zu stehen. Begleite es treu und pass auf es auf. Es wird uns allen mit seiner Neugier und seiner Aufgewecktheit viel Ärger machen und es wird sich häufig selbst weh tun. Dann mein Sohn, musst du es an sein Gutsein und Richtigsein erinnern, du musst ihm zeigen, dass wir, die älteren Geschwister, es immer lieben und uns freuen über sein Wachstum." Der junge Wolf schaute seinen Vater ernst an und nickte: "Das will ich tun, Vater". Dann drehte er sich um und schaute auf das Menschenkind. Seine Augen wurden ganz sanft und weich und seine Rute wedelte kaum merklich. Die Mutter Erde flüsterte ihm ganz sanft zu: "Nun, kleiner Wolf, wirst du ewig im Bann des Menschen bleiben und dein Volk verlassen. Du bist nun nicht mehr ein Wolf, ab heute sollst du Hund genannt werden, was soviel bedeutet wie: der die wahre Freundschaft lehrt".
Der Hund legte sich glücklich neben das Bett des Menschen nieder und seufzte tief. Diesen Platz hat er bis heute nicht mehr verlassen.
(Regula Meyer: tierisch gut / Tiere als Spiegel der Seele / Die Sympolsprache der Tiere)